Sonntag, 30. September 2012

12-Tage-Woche


Die letzten 7 Tage waren wieder voll von Arbeit, aber auch voll von schönen und lustigen Momenten. Langsam krieg ich so ein bisschen das Gefühl dafür, wie ich mit den Schülern umgehen muss und da ist alles auch gleich viel weniger schwierig ;)
Am schönsten diese Woche war der Freitag. Da haben wir an der Schule den St. Michael’s day gefeiert. Der Legende nach hat St. Michael einen 7-köpfigen Drachen getötet und so die Menschen vor dem Ungeheuer beschützt. Und weil die Kinder hier die Geschichte so lieben und es darin um gute Charakterzüge wie Mut und Courage geht, feiert die ganze Schule jedes Jaher an einem Tag Ende September die „Heldentat“ des heiligen Michael. Dazu überlegt sich jede Klasse irgendetwas, was sie zu dem kleinen Fest beisteuert. Meine Klasse hat ein kurzes  Theaterstück gespielt. Es war so schön zu sehen, was man mit den Schülern in kurzer Zeit auf die Beine stellen kann. Und ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, dass wir mit einem Schüler ein kurzes Lied auf Klavier eingeübt haben, was er nach dem Theaterstück gespielt hat. Da war ich schon stolz auf meine coole Klasse! J
Später an dem Tag hatten wir dann noch Arbeiten mit Ton bei Mr Joe. In den 2 Stunden ist zwar die ganze Klasse beim Töpfern, aber in der Zeit muss ich mich nur um Yousuf kümmern. Und da ist er immer wie ausgewechselt. Er muss nicht wie die anderen wirklich was aus dem Ton formen, weil er dazu viel zu schwach ist. Bei ihm geht es einfach darum, dass er den Ton fühlt und sich irgendwie damit auseinander setzt. Und er mag es total, wenn jeder von uns beiden einen Tonklumpen in die Hand nimmt, wir uns dann damit abwechselnd damit auf die Nasen stupsen und nebenbei singen. Was er auch voll cool findet, ist, sich vorzustellen der Ton klumpen wäre eine Rackete oder ein Schiff. Wenn es eine Rakte ist, dann „fliegen“ wir immer mit dem Ton durch den Raum. Und wenn es ein Schiff ist, muss ich ihm mit dem „Schiff“ immer den Arm hoch und runter fahren und wir überlegen uns eine Geschichte dazu. Dann segeln wir auf den Weltmeeren, kommen in einen Sturm oder beobachten wunderschöne Fische, also zumindest in unserer Geschichte ;) Solche Momente sind einfach nur schön.
Nach dem Töpfern am Freitag ist dann noch was Lustiges passiert. In der Pause stand ein Schüler auf dem Hof wo ich Aufsicht hatte und fing plötzlich an wie verrückt mit den Händen  in der Erde zu buddeln. Und dann kam auch noch eine Lehrerin dazu und machte mit. Ich hab dann, natürlich total verwundert, gefragt was die da machen. Und da hat mir die Lehrerin erklärt, dass der Schüler am Morgen irgendwie das iPhone seines Vaters in die Hände bekommen und auf dem Schulgelände verbuddelt hat. Warum, wusste keiner so richtig. Vielleicht wollte er es nicht wieder hergeben und dachte, wenn er es versteckt, ist es sicher. Dummerweise konnte er sich später nicht mehr dran erinnern, wo das Handyversteck war. Und da begann dann eine sehr aufgeregte Suchaktion. Und obwohl seine Freunde bei der Suche geholfen haben, ist das Handy soweit ich weiß noch nicht wieder aufgetaucht…
Samstag und Sonntag hieß es dann weiter arbeiten, weil ich dieses Wochenende Schicht hatte. Ich dachte erst, das würde total gechillt und gar nicht wie Arbeit werden. Es sind nämlich nur 2 Schüler übers Wochenende dageblieben, alle anderen haben ihre Familien besucht. Aber irgendwie war es dann doch nicht ganz so entspannt, grade bin ich einfach nur müde und kaputt. Daniah und Mohammed Yafi, die 2, für die ich dann verantwortlich war, hatten nämlich Motivation zu gar nix. Nach 5 Minuten irgendeiner Beschäftigung hatten sie keine Lust mehr und wollten was anderes machen. Also musste ich mir aller 5 Minuten irgendetwas Cooles ausdenken, was man machen könnte. Und sobald ich mal kurz nicht hingeschaut hab, war Daniah verschwunden und ich hab sie vor dem Fernseher wiedergefunden. Aber den ganzen Tag TV schauen ist auch nicht wirklich eine Sinnvolle Beschäftigung. Die Schüler hier sollen ja auch was erleben und nicht nur in einer Ecke „abgestellt“ und allein gelassen werden. Außerdem geht’s darum, sie darauf vorzubereiten, irgendwann mal weitestgehend eigenständig leben zu können. Letztendlich haben wir dann doch noch einiges gemacht. Wir haben gekocht, waren spazieren, im Restaurant, im Supermarkt, haben im Garten gearbeitet und heute fast das ganze äußere Schulgelände, also Terrassen und Innehöfe, geputzt. Und jetzt freue ich mich einfach nur noch auf meinen freien Nachmittag morgen J
Aber gestern Abend konnte ich auch noch bisschen entspannen. Nach der Schicht waren David und ich noch im „Mounai“ und ich hab Halbzeit meiner 12-Tage-Woche gefeiert. Das Mounai  ist ein/e  Restaurant/ Shishabar in der wir mittlerweile recht oft sind. Aber es ist auch einfach so super, dass es süchtig macht! So einen Service wie dort habe ich in keinem deutschen Restaurant erlebt, die erfüllen wirklich jeden Wunsch. Gestern hab ich zum Beispiel auf gut Glück irgendetwas typisch Libanesisches bestellt. Das war dann so ein spezielles frisch gebackenes, leckeres Brot mit einem recht gewöhnungsbedürftigen Dip dazu. Als der Kellner gesehen hat, dass mir das nicht so schmeckt, hat er mich sofort gefragt, ob er mir was anderes bringen kann. Und da habe ich dann noch ein halbes Glas Nutella zu dem Brot bekommen ohne irgendetwas dafür zu bezahlen. Und als das Brot leer war, haben die sofort neues geholt. Das Gericht hat übrigens nur 2€ gekostet!  Später kam auch noch der Chef des Restaurants zu uns und hat sich extra entschuldigt, weil mein Getränk  2min später kam als das von David. Die achten dort halt auf jede kleinste Kleinigkeit und sind einfach nur sooo freundlich, ich wollte gar nicht wieder gehen J
Außerdem gibt es dort extra Kellner für die Shishas („Narguile“). Die erneuern auch sofort die Kohle, wenn sie sehen, dass sie runtergebrannt ist.
Und das alles gibt’s für echt gute Preise. Ich liebe es wirklich ;)
Am Mittwoch waren wir auch in einer Bar, weil wir zu einem Geburtstag eingeladen waren. Und die Bar war richtig krass edel und dementsprechend auch teuer, aber nicht mal halb so gut wie das Mounai. Nur die Aussicht war wirklich gut. Die Bar war nämlich auf dem Dach irgendeines Nobelhotels in Beirut Downtown. Schön mit Palmen und einem extra Pool. Aber naja, alles halt irgendwie recht versnobt und so auf die Art „wir haben Geld, wir sind die Größten“. Was trinken werd ich dort wohl nicht mehr gehen, aber in den Pool will ich auf jeden Fall mal ;)
Ich geh jetzt todmüde ins Bett fallen, gute Nacht Ihr Lieben!



Bevor wir Mittwochabend in die Bar gegangen sind, sind wir noch ein bisschen durch Beirut gelaufen...







Beirut Downtown bei Nacht...



     
              Das Mounai :)






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