Sonntag, 30. September 2012

12-Tage-Woche


Die letzten 7 Tage waren wieder voll von Arbeit, aber auch voll von schönen und lustigen Momenten. Langsam krieg ich so ein bisschen das Gefühl dafür, wie ich mit den Schülern umgehen muss und da ist alles auch gleich viel weniger schwierig ;)
Am schönsten diese Woche war der Freitag. Da haben wir an der Schule den St. Michael’s day gefeiert. Der Legende nach hat St. Michael einen 7-köpfigen Drachen getötet und so die Menschen vor dem Ungeheuer beschützt. Und weil die Kinder hier die Geschichte so lieben und es darin um gute Charakterzüge wie Mut und Courage geht, feiert die ganze Schule jedes Jaher an einem Tag Ende September die „Heldentat“ des heiligen Michael. Dazu überlegt sich jede Klasse irgendetwas, was sie zu dem kleinen Fest beisteuert. Meine Klasse hat ein kurzes  Theaterstück gespielt. Es war so schön zu sehen, was man mit den Schülern in kurzer Zeit auf die Beine stellen kann. Und ganz besonders habe ich mich darüber gefreut, dass wir mit einem Schüler ein kurzes Lied auf Klavier eingeübt haben, was er nach dem Theaterstück gespielt hat. Da war ich schon stolz auf meine coole Klasse! J
Später an dem Tag hatten wir dann noch Arbeiten mit Ton bei Mr Joe. In den 2 Stunden ist zwar die ganze Klasse beim Töpfern, aber in der Zeit muss ich mich nur um Yousuf kümmern. Und da ist er immer wie ausgewechselt. Er muss nicht wie die anderen wirklich was aus dem Ton formen, weil er dazu viel zu schwach ist. Bei ihm geht es einfach darum, dass er den Ton fühlt und sich irgendwie damit auseinander setzt. Und er mag es total, wenn jeder von uns beiden einen Tonklumpen in die Hand nimmt, wir uns dann damit abwechselnd damit auf die Nasen stupsen und nebenbei singen. Was er auch voll cool findet, ist, sich vorzustellen der Ton klumpen wäre eine Rackete oder ein Schiff. Wenn es eine Rakte ist, dann „fliegen“ wir immer mit dem Ton durch den Raum. Und wenn es ein Schiff ist, muss ich ihm mit dem „Schiff“ immer den Arm hoch und runter fahren und wir überlegen uns eine Geschichte dazu. Dann segeln wir auf den Weltmeeren, kommen in einen Sturm oder beobachten wunderschöne Fische, also zumindest in unserer Geschichte ;) Solche Momente sind einfach nur schön.
Nach dem Töpfern am Freitag ist dann noch was Lustiges passiert. In der Pause stand ein Schüler auf dem Hof wo ich Aufsicht hatte und fing plötzlich an wie verrückt mit den Händen  in der Erde zu buddeln. Und dann kam auch noch eine Lehrerin dazu und machte mit. Ich hab dann, natürlich total verwundert, gefragt was die da machen. Und da hat mir die Lehrerin erklärt, dass der Schüler am Morgen irgendwie das iPhone seines Vaters in die Hände bekommen und auf dem Schulgelände verbuddelt hat. Warum, wusste keiner so richtig. Vielleicht wollte er es nicht wieder hergeben und dachte, wenn er es versteckt, ist es sicher. Dummerweise konnte er sich später nicht mehr dran erinnern, wo das Handyversteck war. Und da begann dann eine sehr aufgeregte Suchaktion. Und obwohl seine Freunde bei der Suche geholfen haben, ist das Handy soweit ich weiß noch nicht wieder aufgetaucht…
Samstag und Sonntag hieß es dann weiter arbeiten, weil ich dieses Wochenende Schicht hatte. Ich dachte erst, das würde total gechillt und gar nicht wie Arbeit werden. Es sind nämlich nur 2 Schüler übers Wochenende dageblieben, alle anderen haben ihre Familien besucht. Aber irgendwie war es dann doch nicht ganz so entspannt, grade bin ich einfach nur müde und kaputt. Daniah und Mohammed Yafi, die 2, für die ich dann verantwortlich war, hatten nämlich Motivation zu gar nix. Nach 5 Minuten irgendeiner Beschäftigung hatten sie keine Lust mehr und wollten was anderes machen. Also musste ich mir aller 5 Minuten irgendetwas Cooles ausdenken, was man machen könnte. Und sobald ich mal kurz nicht hingeschaut hab, war Daniah verschwunden und ich hab sie vor dem Fernseher wiedergefunden. Aber den ganzen Tag TV schauen ist auch nicht wirklich eine Sinnvolle Beschäftigung. Die Schüler hier sollen ja auch was erleben und nicht nur in einer Ecke „abgestellt“ und allein gelassen werden. Außerdem geht’s darum, sie darauf vorzubereiten, irgendwann mal weitestgehend eigenständig leben zu können. Letztendlich haben wir dann doch noch einiges gemacht. Wir haben gekocht, waren spazieren, im Restaurant, im Supermarkt, haben im Garten gearbeitet und heute fast das ganze äußere Schulgelände, also Terrassen und Innehöfe, geputzt. Und jetzt freue ich mich einfach nur noch auf meinen freien Nachmittag morgen J
Aber gestern Abend konnte ich auch noch bisschen entspannen. Nach der Schicht waren David und ich noch im „Mounai“ und ich hab Halbzeit meiner 12-Tage-Woche gefeiert. Das Mounai  ist ein/e  Restaurant/ Shishabar in der wir mittlerweile recht oft sind. Aber es ist auch einfach so super, dass es süchtig macht! So einen Service wie dort habe ich in keinem deutschen Restaurant erlebt, die erfüllen wirklich jeden Wunsch. Gestern hab ich zum Beispiel auf gut Glück irgendetwas typisch Libanesisches bestellt. Das war dann so ein spezielles frisch gebackenes, leckeres Brot mit einem recht gewöhnungsbedürftigen Dip dazu. Als der Kellner gesehen hat, dass mir das nicht so schmeckt, hat er mich sofort gefragt, ob er mir was anderes bringen kann. Und da habe ich dann noch ein halbes Glas Nutella zu dem Brot bekommen ohne irgendetwas dafür zu bezahlen. Und als das Brot leer war, haben die sofort neues geholt. Das Gericht hat übrigens nur 2€ gekostet!  Später kam auch noch der Chef des Restaurants zu uns und hat sich extra entschuldigt, weil mein Getränk  2min später kam als das von David. Die achten dort halt auf jede kleinste Kleinigkeit und sind einfach nur sooo freundlich, ich wollte gar nicht wieder gehen J
Außerdem gibt es dort extra Kellner für die Shishas („Narguile“). Die erneuern auch sofort die Kohle, wenn sie sehen, dass sie runtergebrannt ist.
Und das alles gibt’s für echt gute Preise. Ich liebe es wirklich ;)
Am Mittwoch waren wir auch in einer Bar, weil wir zu einem Geburtstag eingeladen waren. Und die Bar war richtig krass edel und dementsprechend auch teuer, aber nicht mal halb so gut wie das Mounai. Nur die Aussicht war wirklich gut. Die Bar war nämlich auf dem Dach irgendeines Nobelhotels in Beirut Downtown. Schön mit Palmen und einem extra Pool. Aber naja, alles halt irgendwie recht versnobt und so auf die Art „wir haben Geld, wir sind die Größten“. Was trinken werd ich dort wohl nicht mehr gehen, aber in den Pool will ich auf jeden Fall mal ;)
Ich geh jetzt todmüde ins Bett fallen, gute Nacht Ihr Lieben!



Bevor wir Mittwochabend in die Bar gegangen sind, sind wir noch ein bisschen durch Beirut gelaufen...







Beirut Downtown bei Nacht...



     
              Das Mounai :)






Sonntag, 23. September 2012

Harissa


Gestern haben wir uns in Beirut mit 2 Freunden getroffen und dann gemeinsam die "Lady of Lebanon" -Harissa- besucht. Harissa ist eine ziemlich große Statue der Jungfrau Maria, die oberhalb der Stadt Jounieh aufgestellt ist. Für Christen ist sie eine bedeutende Pilgerstätte, auch der Papst war letzte Woche dort. Da die Harissa auf einem recht hohen Berg liegt, sind wir mit einer Gondel hingefahren und konnten eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt und das Meer genießen. Aber nicht nur die Aussicht war super. So weit oben in der Luft "schwebend" hab ich das erste Mal seit ich hier bin auch wirklich Stille und frische Luft um mich rum gehabt. Sonst habe ich immer das Gefühl hier ist es nie wirklich leise. Auf sämtlichen Straßen quietschen die Reifen und es finden Hupkonzerte statt, in der Schule und der Residence wuseln ständig Leute umher und von irgendwo hört man immer Musik von einer Feier oder zumindest das Knallen der Feuerwerke (Libanesen zünden wirklich zu jedem möglichen Anlass ein Feuerwerk, was ich ziemlich super finde, da hat man abends immer was schönes zum bestaunen.) . Selbst abends ist es nicht ruhig, denn dann jaulen die Wölfe mit den Füchsen um die Wette. Von daher war es echt mal 'ne schöne Abwechslung in dieser Gondel auf dem Weg zur Harissa einfach nix zu hören.
Später waren wir dann noch in einer Einkaufsmall shoppen. Hier findet man wirklich an jeder Ecke so eine Mall und wenn keine da ist, dann wird gerade eine gebaut. Was Konsum angeht stehen uns die Libanesen also in nix nach.
Alles in allem war es ein wirklich guter Tag. Und was ihn erst so richtig schön gemacht hat, war, dass eine liebe Freundin von mir -Zuzu- mit dabei war. An der Fista ist der Umgang miteinander oft recht rau und direkt und man weiß manchmal auch nicht so richtig, wem man vertrauen kann. Da ist es umso schöner, wenn man auch außerhalb ein paar gute Freunde hat.

Und hier die Bilder von unserem Ausflug gestern!







The Lady of Lebanon













Überall sieht man die Flaggen des Vatikan neben der Flagge des Libanon hängen.







Samstag, 22. September 2012

Meine erste Schulwoche hier :)


Schlafen, Arbeiten, zum Supermarkt gehen. So habe ich die Tage meiner ersten richtigen Schulwoche hier verbracht (zumindest in der Kurzfassung). Die Woche war aber auf keinen Fall so monoton, wie man auf den ersten Blick jetzt vielleicht denken könnte. Es gab während der 5 Schultage so viele schöne und lustige Momente. Aber leider auch viele, die mich schon ganz schön Kraft und Nerven gekostet haben.  Ehrlich gesagt ist die Arbeit mit pflegebedürftigen Schülern schon große Herausforderung, aber eine sehr schöne.
Jeden Morgen um 7.45 kommen die Schüler auf dem Schulhof an. (Da die Fista keine normale Schule, sondern eine Schule für Menschen mit Behinderung ist, sind die Schüler von 3 bis 70 Jahre alt.)  Dann bleibt noch ein wenig Zeit für etwas Smalltalk, ein „Hallo, wie geht’s?“ und schon geht’s los mit der Morgenrunde. Bei der Morgenrunde versammeln sich alle Lehrer und Schüler gemeinsam auf dem Schulhof, begrüßen sich, singen Lieder und sprechen Gedichte. Eine richtig schöne Form, den Tag zu beginnen. Danach geht’s in die einzelnen Klassen. Ich bin in einer 5. Klasse, in der es 10 Schüler gibt, die alle darauf vorbereitet werden sollen, eines Tages einen offiziellen Abschluss machen zu können. Eigentlich soll ich in der Klasse nur eine Art „Lehrerassistent“  und „Shadowteacher“ (jemand, der einen einzelnen Schüler den ganzen Tag extra betreut)  für Yousuf sein. Yousuf ist 8 Jahre alt, leidet an Muskelschwund, ist hypersensibel und es wirkt oft, als lebe er in seiner eigenen Welt. Aber er hat auch große Fähigkeiten. Zum Beispiel ist sein Gedächtnis extrem gut und von Wissenschaft und Technik hat er wahrscheinlich mehr Ahnung als ich.  Nur leider gibt es wenige Momente, in denen er so richtig ansprechbar ist und mit seiner Umwelt kommuniziert. Seine Betreuung sollte theoretisch wohl mal meine Hauptaufgabe sein. Aber praktisch habe ich in der vergangenen Woche die ganze Klasse jeden Tag mindestens 2 Stunden (einmal auch fast den ganzen Tag) allein übernommen und unterrichtet. Oft war ich gar nicht darauf vorbereitet und habe dann improvisiert. Die Woche ging das recht einfach, da der Unterricht nach Plan noch nicht wirklich begonnen hat und der richtige Lehrplan erst ab nächster bzw. übernächster Woche eingehalten werden muss. „Lehrplan“ passt auch gar nicht so richtig, weil das kein offiziell vorgegebener Unterrichtsplan ist, sondern der Lehrer sich am Anfang des Schuljahres zum größten Teil selbst überlegt, was er seinen Schülern beibringen möchte und danach dann so ein Curriculum aufstellt. Und so kommt es, dass es so coole Fächer wie „Natur erleben“, Drama oder Eurythmie gibt.
(Schonmal den Satz gehört: „Waldorf ist doch das, wo die ihren Namen tanzen“? Eurythmie ist eine der Waldorfpädagogik eigene Bewegungsform, ähnelt einer Art Ausdruckstanz. Dort lernt man zum Beispiel, Buchstaben, Worte und sogar ganze Gedichte durch Bewegungen auszudrücken. Daher auch das Klischee vom „Namen tanzen“. )
Ich werde in meiner Klasse für die Fächer Mathe, Musik, Englisch, Kunst und Kochen zuständig sein. Und sonst halt immer einspringen, wenn die Klassenlehrerin Miss Sandra was anderes zu tun hat. Was ziemlich häufig vorkommt, da sie so eine Art „Betreuungslehrerin“ und „Ansprechpartnerin“ für andere Lehrer und Klassen ist, bei denen Probleme auftauchen.
Was die Schule hier allgemein angeht, habe ich den Eindruck, dass grad einfach alles nur chaotisch abläuft. Es fehlen halt viel zu viele richtig gut und professionell ausgebildete Lehrer. Wir Freiwilligen zum Beispiel sollen von Anfang an allein in Klassen unterrichten, ohne je als Lehrer ausgebildet worden zu sein oder wirklich was zum Umgang mit den „Special Needs“ hier gelernt zu haben. In den letzten 2 Wochen habe ich eher so Sachen wie Erste Hilfe gelernt oder wie man sich bei Feuer und so was verhält (Merke: Brände bitte nicht mit Sand löschen. „Das macht alles so dreckig“). 
Allgemein bin ich echt zufrieden mit dem Unterricht morgens. Meine Klasse habe ich jetzt schon so sehr ins Herz geschlossen (auch wenn die Schüler natürlich ordentlich frech sein können ;) ), dass ich auf keinen Fall mehr in eine andere Klasse möchte! Und auch wenn ich oft noch überfordert mit meinen Aufgaben bin, freu ich mich darüber, dass mir so viel zugetraut wird und ich schon jetzt so viel Verantwortung übernehmen darf. Es ist eine Herausforderung, aber die nehme ich gerne an.
Wenn die Schüler dann um 2 nach Hause gegangen sind, bleiben die Lehrer noch bis um 3 in der Schule und bereiten sich auf den nächsten Tag vor oder klären Organisatorisches. Dann habe ich an 2 Tagen der Woche frei. An den 3 anderen Tagen arbeite ich nochmal von 4 bis um 7 oder 8 in der Residence und betreue die Schüler, die an der Schule wohnen. Die „Schüler“ sind alle zwischen 25 und 70 Jahren alt. Was mich echt überrascht hat, ist, dass das dieses Jahr nur 8 Leute sind! Das liegt daran, dass die Schüler, die sonst von außerhalb, wie zum Beispiel Saudi-Arabien oder Kuwait kamen, dieses Jahr aufgrund der Unruhen in Syrien und Nordlibanon nicht die Schule besuchen. In meiner Nachmittagsschicht habe ich dann besonders die Verantwortung für 2 junge Frauen, Daniah und Noura. Aber das kommt mir meist gar nicht wie Arbeit vor, da wir dann ja keine Schule mehr haben sondern so Sachen machen wie Spazieren gehen, Filzen oder einfach was spielen.
Wenn dann um 8 alle Betreuten schlafen, gehen wir 3 Deutschen immer noch einmal zum Mini-Supermarkt hier in der Nähe. Wir haben uns das als unser kleines tägliches Ritual angewöhnt. Nicht, um immer etwas zu kaufen. Sondern um einfach mal aus der Schule rauszukommen, uns zu bewegen und mal auf andere Menschen zu treffen. Mit den Brüdern, denen der Supermarkt gehört sind wir jetzt schon recht gut befreundet ;)
Ich denke, für heute ist das erst mal genug :) Was sonst noch so in der Schule passiert (nämlich einiges), davon später mehr ;)

Hier noch ein paar Bilder von letztem Wochenende... wir waren wandern ;)










Samstag, 15. September 2012

Eine tolle Höhlenwanderung, viel Müll & ein Wochenende geprägt vom Papstbesuch!

Die zweite Woche ist rum und wir haben einiges hier erlebt. Aus unserem Vorhaben letzten Sonntag, die Wasserquelle zu suchen, ist dann eine spontane Höhlenwanderung geworden, was richtig cool war. David, Siham, Mr Joe (unser Töpferlehrer) und ich sind erst runter ins Tal gelaufen und dort dann am Fluss lang, mit den Bergen links und rechts war es einfach nur richtig schön. Und dann sind wir an so einer Baustelle vorbei gekommen (ich hab keine Ahnung, was die da bauen oder ausbaggern) und die 2 Bauarbeiter dort haben uns ganz aufgeregt zugewunken. Als wir dann zu ihnen gegangen sind, haben sie uns noch aufgeregter erzählt, dass sie beim Baggern eine Tropfsteinhöhle entdeckt haben, die 500m  in den Berg reingeht. Erst konnte ich das gar nicht glauben, aber dann, als die 2 uns mit in die Höhle genommen haben, konnte ich mich selbst davon überzeugen. Das war vielleicht mal ein Abenteuer. Und auch ein richtig cooles Gefühl irgendwie, dass wir mit den Bauarbeitern die einzigen sind, die vielleicht je in dieser Höhle waren. Schon der Einstieg in die Höhle war spannend, weil der Eingang noch halb mit Schutt und Steinen zugeschüttet war und wir praktisch reinklettern mussten. Da war ich dann ganz froh, dass ich zu Hause doch noch meine (sonst eher verhassten) Wanderschuhe eingepackt habe. In der Höhle war es dann erstmal einfach nur dunkel, aber immerhin hatten die Bauarbeiter 2 Taschenlampen dabei. Und wenn sie mal auf die Wände oder die Tropfsteine geleuchtet haben, sah das richtig schön aus. Es hat alles so toll geglitzert! Aber man musste schon aufpassen, nicht aus Versehen gegen einen der Stalaktiten (Stalagmiten gab es leider keine) zu rennen oderabzurutschen, denn der Boden war teilweise echt feucht und glitschig.  Spannend wurde es dann, als die Decke nur noch ungefähr 70cm hoch war und wir kriechen mussten, um überhaupt weiter zu kommen. Dabei haben wir uns zwar alle paar Schrammen zugezogen, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Nach ca. einer Viertelstunde sind wir bei Wasser angekommen und mussten dann leider umdrehen, da wir nicht alle die geeigneten Schuhe anhatten und es auch ziemlich eng wurde. Aber immerhin hat Mr Joe dort noch "perfekten, wunderschönen und absolut reinen Ton" entdeckt und gleich eine Handvoll zum Töpfern mitgenommen. Alles in allem war das ein richtig cooles Erlebnis, was ich bestimmt nicht so schnell vergessen werde! Und es war sicher auch nicht das letzte Mal, dass ich die Höhle besucht habe!
Unter der Woche haben wir dann alles für den Schuljahresanfang vorbereitet. Wir haben Willkommens-Plakate für die Schüler gemalt, die Schule dekoriert, geputzt und das Schulgeländer generell von Müll befreit. Ich war echt erstaunt, als ich gesehen habe, dass die hier den Müll nicht nur an die Straßenränder werfen, sondern selbst auf den Grundstücken verteilen. Aber was mich dann so richtig irritiert hat, war, dass wir den aufgesammelten Müll einfach über den Zaun den Hang hinunter kippen sollten. Also im Prinzip haben wir keine Müllentsorgung sondern nur eine "Müllumverteilung" betrieben. Dann haben wir noch Ordnung in das Chaos der Schulbibliothek gebracht und aus einem Abstellraum einen kleinen Laden gezaubert, in dem die Produkte, die hier von den Schülern hergestellt werden (z.B. Kerzen, Vasen, Seife ), verkauft werden.
Und jetzt warte ich gespannt auf meine erste Schulstunde am Montag!
Dieses Wochenende ist ja der Papst hier und praktisch der ganze Libanon ist hibbelig und total aufgeregt! Schon seit meiner Ankunft sieht man in ganz Beirut die Flaggen des Vatikan wehen. Klar, dass wir uns den Papstbesuch auch nicht entgehen lassen wollten und für Sonntag fest geplant hatten, den öffentlichen Gottesdienst in Beirut zu besuchen. Doch daraus wird leider nix. Denn Doktora, unsere Chefin, hat uns für dieses Wochenende so 'ne Art Ausgangssperre erteilt. Und obwohl ich verstehen kann, dass sie uns damit nicht ärgern wollte, sondern einfach nur Angst um uns hat, ist das schon ganz schön frustrierend.
Naja, jetzt sehen wir den Papst zwar nicht, aber trotzdem merkt man, dass er da ist. Freitag sind die Lehrer von außerhalb nicht in die Schule gekommen, weil halb Beirut und Umgebung abgesperrt sind. Und gestern morgen wurde ich von dem Lärm eines der Armeehubschrauber, die hier den ganzen Tag in der Luft kreisen, geweckt. Und außerdem gibt es seit Donnerstag jeden Abend einen Gottesdienst in der katholischen Kirche hier. Deshalb waren wir in der kurzen Zeit, die wir hier sind, schon 3 Mal im Gottesdienst und es hat mich jedes Mal erstaunt, wie groß die Gemeinde ist. Und dabei ist die Kirche, in die wir gehen, eine sehr kleine.
Als wir dann gestern Abend vor der Kirche standen und gerade rein gehen wollten, habe ich das erste Mal den Gebetsruf des Muezzin so richtig deutlich gehört. Das war auch irgendwie 'ne lustige Situation. Was ich aber gar nicht lustig fand, ist, dass Kawa (mittlerweile mehr ein Freund für uns als nur der "Fahrer") gerne mit in die Kirche kommen wollte und sich einfach nicht getraut hat. Er hatte uns am Morgen gefragt, ob er denn mal mit in den Gottesdienst kommen könnte (er ist nämlich eigentlich Muslim) und natürlich haben wir uns gefreut, dass er mitwollte. Aber schon auf dem Hinweg war er aufgeregt und kurz vor der Kirche ist er dann umgedreht. Er hatte Angst, dass sie ihn als Muslim gar nicht reinlassen würden oder das jemand etwas böses sagen könnte. Was ihn dann noch mehr beunruhigt hat, war wohl das Polizeiauto, dass vor der Kirche geparkt hat. Das hat mich schon etwas nachdenklich gemacht und mir auch gezeigt, dass hier Muslime und Christen nicht wirklich miteinander leben, sondern eher einigermaßen friedlich nebeneinander her. Ich habe hier zwar auch schon viele Christen und Muslime gesehen, die miteinander befreundet sind. Aber das scheint eher nicht die Regel zu sein. Im Libanon gibt es zwischen den beiden Religionen auf jeden Fall Spannungen.
Nach der Kirche ist die ganze Gemeinde mit Kerzen durch den Ort zu einem großen Lagerfeuer gelaufen. Es war schon schön, aber dass das Lagerfeuer direkt neben einer Tankstelle war, hat mich bissl beunruhigt (Obwohl man mir mehrfach versichert hat, dass die Tankstelle stillgelegt war). Aber immerhin konnten wir Kawa dann noch überreden, wenigstens mit zu dem Lagerfeuer zu kommen.
So, das soll's erst mal wieder von mir gewesen sein. ;)

Salam!
Laura :)
Mit Kawa auf dem Weg zum Lagerfeuer

Sonntag, 9. September 2012

Beirut, Beirut

Jetzt bin ich genau 1 Woche hier und fleißig dabei, mich einzuleben und die Sprache zu lernen.
Mittlerweile bin ich auch ganz froh, dass ich in Deutschland noch kein Arabisch gelernt habe. Mit dem geschriebenen Hocharabisch, das man in allen Reiseführern findet, kann ich hier nämlich fast gar nix anfangen. Der Libanesische Dialekt, der hier gesprochen wird, klingt fast schon wie eine ganz eigene Sprache und hat nur noch wenig mit dem Hocharabischen gemein. Und relativ oft mischen Libanesen auch Englisch, Französisch und Libanesisch in einem Satz. Das klingt nicht nur lustig, sondern erleichtert auch das Verstehen. Und auch wenn die Leute mir hier wirklich gern beim Lernen der Sprache helfen und sehr geduldig mit mir sind, braucht es schon etwas Disziplin und Konzentration immer dran zu bleiben und nicht einfach in Französisch oder Englisch zu verfallen.
In der einen Woche ist auch schon total viel passiert. Ich habe so viele Menschen aller möglichen Herkünfte und Religionen kennen gelernt. An der Schule arbeiten und leben Christen und Muslime, einige der Lehrer und Mitarbeiter kommen aus Syrien, Indien, Thailand, Äthiopien, Armenien, von den Philippinen und und und.... Das Umfeld ist auf jeden Fall sehr interessant!

Bisher haben wir auch 2 Trips nach Beirut unternommen, die so viel Spaß gemacht haben und in denen ich viele Eindrücke sammeln konnte.
Die Stadt ist richtig schön und wenn man nicht wüsste, dass es eine arabische Stadt ist, könnte man genauso gut denken, es ist irgendeine Stadt in Europa. In der Innenstadt gibt es viele Hochhäuser und Neubauten. Und es wird extrem viel Wert auf das Erscheinungsbild der Stadt gelegt. Wenn man außerhalb des Stadtkerns oft noch viel Müll am Straßenrand liegen sieht, so ist Downtown einfach nur sauber und ordentlich. Die Fußgängerzone ist für Autos gesperrt und so gepflegt, dass man den Eindruck hat, man könne vom Boden essen. (Leider ist das nur in Beirut so. Auf dem Dorf sieht man schon viel Müll überall rumliegen und auch das Meer ist teilweise so dreckig, dass man darin nicht baden gehen möchte.) Jeder Eingang zur Fußgängerzone wird von Soldaten bewacht, generell gibt es sehr viele Militärs hier. Daran gewöhnt man sich zwar schnell, aber trotzdem ist es noch ein komisches Gefühl, wenn man an einem Soldaten vorbei läuft, der einen mit einem Gewehr in der Hand beobachtet.
Was auch wirklich schön an Beirut ist, sind die vielen Kirchen und Moscheen. Am Dienstag waren wir in der Rafiq-Hariri-Moschee. Vor dem Betreten des Gebetsraums mussten wir zunächst unsere Schuhe ausziehen, Hände und Füße waschen und wir Mädchen mussten uns noch eine Abaya überziehen. Von innen ist die Moschee wirklich schön. Und so war es zwar ein sehr kurzer, aber doch einprägsamer Besuch dort.
Heute waren David und ich dann in einem katholischen Gottesdienst. Der war zwar interessant, aber eben irgendwie doch nicht so ganz meins. Irgendwo bei Beirut soll es auch eine deutsche evangelische Kirche geben. Wir haben uns vorgenommen, dort auch mal vorbei zu schauen.
In Beirut haben wir uns auch die Amerikanische Universität angeschaut, die wahrscheinlich ein Traum für jeden Studenten ist. Das Unigelände ist einfach riesig, sehr grün und mit so vielen Freizeitanlagen, dass man sich seine freie Zeit neben dem Studium dort super vertreiben kann. Es gibt für die Studenten sogar einen eigenen Strand mit Poolanlage und eine Disko auf einem der Hausdächer. Leider, habe ich mir sagen lassen, sind die Studiengebühren dort aber auch immens hoch (für einen Master zahlt man 50 000$). Schade, vielleicht wäre das ja sonst eine gute Uni für mich gewesen?! ;)
Was mich in Beirut etwas irritiert hat, ist, das Rafiq Hariri mitten in der Stadt begraben liegt. Rafiq Hariri  war von 1992 bis 1998 und von 2002 bis 2004 Ministerpräsident im Libanon. 2004 kam er bei einem Bombenattentat auf sein Fahrzeug mitten in der Stadt ums Leben. Nun liegt er neben der Rafiq Hariri Moschee unter einem provisorisch wirkenden Armeezelt begraben, dass vom Militär bewacht wird und jederzeit von Touristen besucht werden kann. Ich persönlich finde es erstaunlich, dass in einem Land, in dem extrem viel Wert auf Religion gelegt wird (Hier glaubt wirklich jeder an etwas. Den Libanesen ist es fremd, ungläubig zu sein. ), jemand  an einer Stelle begraben wird, die weder ein Ort der Ruhe noch ein Ort der Trauer und mit einem Friedhof nicht annähernd zu vergleichen ist. Meiner Meinung nach ist sein Grab eher eine Touristenattraktion, die seinen Leichnam zum Ausstellungsstück macht.
Am Ende unserer beiden Stadtrundgänge sind wir jeweils die Corniche, eine wunderschönen Promenade mit tollem Blick aufs Meer, entlang spaziert.
Gleich gehen wir noch zu einer kleinen Quelle, die irgendwo hier in den Bergen liegen und echt schön sein soll. Mal schauen wie's wird. :)

Liebe Grüße aus dem Land der Zedern! :)

Auf der Corniche 
Immer noch auf der Corniche ;) 

Kawa (einer der Fahrer der Schule, immer bereit uns irgendwo hinzufahren ;)), David, Siham und ich am Strand von Beirut



Rafiq-Hariri-Moschee 
Ich mit der Abaya vor Betreten der Moschee 
Grab von Rafiq Hariri

Beirut Downtown

Das Schuhparadies ;) 




Save water....
....drink beer ;)
So machen die Bars hier Werbung :) 

Dienstag, 4. September 2012

Die ersten Eindrücke...




Nachdem ich mich so lange darauf gefreut und ungeduldig gewartet habe, bin ich am Sonntag um 15.30 endlich im Libanon angekommen! Und ehrlich gesagt weiß ich grad gar nicht, wo ich anfangen soll, denn in der kurzen Zeit die ich hier bin, habe ich schon so unendlich viele Eindrücke gesammelt!
Vor meiner Abreise habe ich oft zu hören bekommen, ich soll gut auf mich aufpassen, weil das hier doch so eine gefährliche, unruhige Gegend sei und noch öfter wurde mehr oder weniger scherzhaft gesagt ich solle mich doch bitte nicht "wegbomben" oder "wegfangen" lassen.
Von Unruhen, Revolten oder ähnlichem habe ich bisher noch gar nichts gemerkt. Im Gegenteil, die Schule ist in einer sehr ruhigen Gegend gelegen. Aber trotzdem wird sehr auf die Sicherheit von uns 3 Freiwilligen geachtet und wir haben sehr strenge Regeln was das Verlassen des Schulgeländes und das Erkunden der Gegend und des Landes generell betrifft. In den Norden und Süden des Landes, sowie nach Baalbek dürfen wir im Moment zum Beispiel gar nicht reisen. Aber auch schon das Vorhaben mal eben allein Spazieren zu gehen, ist nicht drin. Wir dürfen zwar ins Dorf, aber dann müssen wir Freiwilligen gemeinsam gehen, unsere Handys einstecken und wenn möglich auch noch die 2 schuleigenen Hunde mitnehmen. Und wir müssen uns jedes Mal abmelden und genau sagen, wohin wir gehen. Wollen wir mal etwas weiter weg, zum Beispiel nach Beirut, wird es schon schwieriger. Dann brauchen wir jemanden, der Zeit und Lust hat uns zu fahren und uns dann die ganze Zeit begleitet. Für mich ist es schwierig mich an diese fehlende Bewegungsfreiheit zu gewöhnen, ich fühle mich ein bisschen wie "eingesperrt". Wenn mir in Deutschland mal alles zu viel wird, dann gehe ich einfach allein eine Runde nach draußen und suche mir einen Ort, an dem ich meine Ruhe habe. Leider ist das hier nicht möglich. Aber ich denke, ich hoffe (!!), mit der Zeit gewöhne ich mich daran.
Was mich aber ein bisschen von den ganzen Einschränkungen ablenkt und für alles entschädigt, ist die wunderschöne Landschaft. Die FISTA-Schule liegt etwas abgelegen an einem Berghang nahe dem Ort El Mansourieh. Und von der Terrasse aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die andere Seite des Tals und die Berge. Diese Aussicht genieße ich besonders abends, wenn alles so toll beleuchtet ist.
Bisher hat der Unterricht an der Schule noch nicht angefangen, die Schüler kommen erst am 17. Bis dahin erhalten wir (Wir, das sind wir 3 Deutschen Freiwilligen, also David, Siham und ich und 6 Libanesinnen, die dieses Jahr als Lehrerinnen hier an der FISTA anfangen.) einen Crashkurs, der uns auf die Arbeit, die auf uns zukommt, vorbereiten soll. Wir bekommen unsere Aufgaben gesagt und erklärt, lernen etwas zu dem Umgang mit den pflegebedürftigen Schülern und haben Workshops in künstlerischen, praktischen Aktivitäten. Heute zum Beispiel haben wir getöpfert, das hat super viel Spaß gemacht. Ich denke, das werde ich noch öfter machen!
So das soll es für heute erstmal sein. Da ich leider nur in der Küche und auf der Terasse WLAN habe, wo es keine Klimaanlage gibt, ist es extrem warm hier und ich muss erstmal zurück auf mein Zimmer um mich etwas abzukühlen. ;) Aber bald werde ich noch mehr berichten. Falls ihr Anregungen oder Fragen habt, könnt ihr mir auch gerne eine Mail schreiben!
Liebe Grüße,

Laura