Sonntag, 9. September 2012

Beirut, Beirut

Jetzt bin ich genau 1 Woche hier und fleißig dabei, mich einzuleben und die Sprache zu lernen.
Mittlerweile bin ich auch ganz froh, dass ich in Deutschland noch kein Arabisch gelernt habe. Mit dem geschriebenen Hocharabisch, das man in allen Reiseführern findet, kann ich hier nämlich fast gar nix anfangen. Der Libanesische Dialekt, der hier gesprochen wird, klingt fast schon wie eine ganz eigene Sprache und hat nur noch wenig mit dem Hocharabischen gemein. Und relativ oft mischen Libanesen auch Englisch, Französisch und Libanesisch in einem Satz. Das klingt nicht nur lustig, sondern erleichtert auch das Verstehen. Und auch wenn die Leute mir hier wirklich gern beim Lernen der Sprache helfen und sehr geduldig mit mir sind, braucht es schon etwas Disziplin und Konzentration immer dran zu bleiben und nicht einfach in Französisch oder Englisch zu verfallen.
In der einen Woche ist auch schon total viel passiert. Ich habe so viele Menschen aller möglichen Herkünfte und Religionen kennen gelernt. An der Schule arbeiten und leben Christen und Muslime, einige der Lehrer und Mitarbeiter kommen aus Syrien, Indien, Thailand, Äthiopien, Armenien, von den Philippinen und und und.... Das Umfeld ist auf jeden Fall sehr interessant!

Bisher haben wir auch 2 Trips nach Beirut unternommen, die so viel Spaß gemacht haben und in denen ich viele Eindrücke sammeln konnte.
Die Stadt ist richtig schön und wenn man nicht wüsste, dass es eine arabische Stadt ist, könnte man genauso gut denken, es ist irgendeine Stadt in Europa. In der Innenstadt gibt es viele Hochhäuser und Neubauten. Und es wird extrem viel Wert auf das Erscheinungsbild der Stadt gelegt. Wenn man außerhalb des Stadtkerns oft noch viel Müll am Straßenrand liegen sieht, so ist Downtown einfach nur sauber und ordentlich. Die Fußgängerzone ist für Autos gesperrt und so gepflegt, dass man den Eindruck hat, man könne vom Boden essen. (Leider ist das nur in Beirut so. Auf dem Dorf sieht man schon viel Müll überall rumliegen und auch das Meer ist teilweise so dreckig, dass man darin nicht baden gehen möchte.) Jeder Eingang zur Fußgängerzone wird von Soldaten bewacht, generell gibt es sehr viele Militärs hier. Daran gewöhnt man sich zwar schnell, aber trotzdem ist es noch ein komisches Gefühl, wenn man an einem Soldaten vorbei läuft, der einen mit einem Gewehr in der Hand beobachtet.
Was auch wirklich schön an Beirut ist, sind die vielen Kirchen und Moscheen. Am Dienstag waren wir in der Rafiq-Hariri-Moschee. Vor dem Betreten des Gebetsraums mussten wir zunächst unsere Schuhe ausziehen, Hände und Füße waschen und wir Mädchen mussten uns noch eine Abaya überziehen. Von innen ist die Moschee wirklich schön. Und so war es zwar ein sehr kurzer, aber doch einprägsamer Besuch dort.
Heute waren David und ich dann in einem katholischen Gottesdienst. Der war zwar interessant, aber eben irgendwie doch nicht so ganz meins. Irgendwo bei Beirut soll es auch eine deutsche evangelische Kirche geben. Wir haben uns vorgenommen, dort auch mal vorbei zu schauen.
In Beirut haben wir uns auch die Amerikanische Universität angeschaut, die wahrscheinlich ein Traum für jeden Studenten ist. Das Unigelände ist einfach riesig, sehr grün und mit so vielen Freizeitanlagen, dass man sich seine freie Zeit neben dem Studium dort super vertreiben kann. Es gibt für die Studenten sogar einen eigenen Strand mit Poolanlage und eine Disko auf einem der Hausdächer. Leider, habe ich mir sagen lassen, sind die Studiengebühren dort aber auch immens hoch (für einen Master zahlt man 50 000$). Schade, vielleicht wäre das ja sonst eine gute Uni für mich gewesen?! ;)
Was mich in Beirut etwas irritiert hat, ist, das Rafiq Hariri mitten in der Stadt begraben liegt. Rafiq Hariri  war von 1992 bis 1998 und von 2002 bis 2004 Ministerpräsident im Libanon. 2004 kam er bei einem Bombenattentat auf sein Fahrzeug mitten in der Stadt ums Leben. Nun liegt er neben der Rafiq Hariri Moschee unter einem provisorisch wirkenden Armeezelt begraben, dass vom Militär bewacht wird und jederzeit von Touristen besucht werden kann. Ich persönlich finde es erstaunlich, dass in einem Land, in dem extrem viel Wert auf Religion gelegt wird (Hier glaubt wirklich jeder an etwas. Den Libanesen ist es fremd, ungläubig zu sein. ), jemand  an einer Stelle begraben wird, die weder ein Ort der Ruhe noch ein Ort der Trauer und mit einem Friedhof nicht annähernd zu vergleichen ist. Meiner Meinung nach ist sein Grab eher eine Touristenattraktion, die seinen Leichnam zum Ausstellungsstück macht.
Am Ende unserer beiden Stadtrundgänge sind wir jeweils die Corniche, eine wunderschönen Promenade mit tollem Blick aufs Meer, entlang spaziert.
Gleich gehen wir noch zu einer kleinen Quelle, die irgendwo hier in den Bergen liegen und echt schön sein soll. Mal schauen wie's wird. :)

Liebe Grüße aus dem Land der Zedern! :)

Auf der Corniche 
Immer noch auf der Corniche ;) 

Kawa (einer der Fahrer der Schule, immer bereit uns irgendwo hinzufahren ;)), David, Siham und ich am Strand von Beirut



Rafiq-Hariri-Moschee 
Ich mit der Abaya vor Betreten der Moschee 
Grab von Rafiq Hariri

Beirut Downtown

Das Schuhparadies ;) 




Save water....
....drink beer ;)
So machen die Bars hier Werbung :) 

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