Mittwoch, 31. Juli 2013

Die letzten Bilder...

Hier noch die versprochenen Bilder der letzten Wochen :)

Beim Fastenbrechen am Freitag hatte ich nochmal einen richtig schönen Abend mit den Leuten, die mich das ganze Jahr über begleitet und in der Residence mit mir zusammen gewohnt und gearbeitet haben.





Yousuf wird mir so doll fehlen! Ich kann mir gar nicht vorstellen, ihn tagsüber nicht mehr an meiner Seit zu haben. 

Am letzten Schultag durften sich die Schüler in alle möglichen Kreaturen verwandeln und hatten jede Menge Spaß dabei ;)


Am Ende des Jahres haben Abed und ich noch einmal kräftig im Workshop gearbeitet und viele schöne Ketten fertig bekommen.

Die schönsten Momente aus dem Sommercamp:
 


Na, wer will Mohamed denn hier an den Kragen? ;)










& was kommt dann?

Aus. Ende. Vorbei. Das war also mein Jahr im Libanon, ich kann es kaum glauben aber ich bin wieder in Deutschland. Gestern Abend haben mich Mutti und Vati vom Flughafen abgeholt und als tolle Überraschung noch Jana, Schmidts und viele Luftballons mitgebracht. Vielen Dank für diesen schönen und herzlichen Empfang!
Mein letztes Wochenende war ein richtig toller Abschluss meines Auslandsjahres. Am Freitagabend wurden sämtlich Angestellte der Schule sowie Eltern und Freunde der Direktorin zum großen "Iftar" eingeladen. Das Iftar ist das tägliche Fastenbrechen am Abend jedes Ramadantages und am Freitag haben wir daraus eine richtig schöne, große Feier gemacht und wir Freiwilligen hatten Gelegenheit, uns von allen zu verabschieden. Den Samstag danach hat Siham extra freibekommen, um mit mir noch einen letzten Tag in Beirut zu verbringen. Wir waren an all unseren Lieblingsplätzen, sind am Meer entlang spaziert und haben auf dem Markt Souvenirs gekauft. Den Tag haben wir dann auf der Terrasse unter dem Sternenhimmel ausklingen lassen, und haben uns die schönsten Momente des Jahres nochmal in Erinnerung gerufen. Den Sonntag und Montag habe ich hauptsächlich mit den Schülern und Kofferpacken verbracht. Die ganze Zeit über war ich hin- und her gerissen zwischen meiner Vorfreude auf zu Hause, meine Familie und meine Freunde und meiner Traurigkeit darüber, mein neu gewonnenes zu Hause verlassen zu müssen. Als ich mich dann am Dienstag endgültig verabschieden musste, kamen einige Tränen. Aber spätestens als ich von meinen Eltern, Schmidts und Jana so lieb am Flughafen begrüßt wurde, kam die Freude zurück :)
Jetzt bin ich also wieder da und die ganze Zeit höre ich in Dauerschleife die Zeilen "Und was kommt dann? Was ist der Titel vom nächsten Kapitel?" von den Sportfreunden Stiller in meinem Ohr. Und die Frage stell ich mir tatsächlich. Was kommt jetzt? Schon seit einer ganzen Weile begeistere ich mich für den Studiengang Internationale Beziehungen in Dresden und habe mich da natürlich auch dort beworben. Aber der Studiengang ist so beliebt, dass wohl nur 5% aller Bewerber angenommen werden. Am Freitag muss ich deshalb zu einem Auswahlgespräch und einem Französisch- und Englischtest. Dieses Gespräch ist wirklich wichtig für mich und auch der Grund dafür, dass ich jetzt schon zurückgekommen bin und nicht bis Ende August im Libanon geblieben bin. Drückt mir die Daumen, dass es klappt, ja? Falls es in Dresden nichts wird, dann weiß ich ehrlich gesagt auch noch nicht, was ich mache. Ich habe zwar viele interessante Pläne B, aber sooo sehr wie das Studienfach Internationale Beziehungen begeistern die mich alle nicht. Sobald ich Bescheid weiß, wie ich das nächste Jahr verbringe, lasse ich es Euch aber wissen.
Zum Abschluss würde ich ja gern noch ein paar abschließende Worte über mein Auslandsjahr schreiben, aber wie soll man auch ein ganzes Jahr in ein paar kurzen Sätzen zusammenfassen? Ich glaube, wenn ihr ab und zu in meinen Blog geschaut habt, dann habt ihr ganz gut miterlebt, wie es mir ergangen ist. Ich bin auf jeden Fall froh und unendlich dankabr, dass ich die Chance hatte, so ein aufregendes Jahr zu erleben und würde es sofort wieder machen!
Gerade fühle ich mich noch ein bisschen so, als wäre nur mein Körper hier in Deutschland angekommen und mein Kopf und Herz würden noch im Libanon sein. Aber ich werd' mich schon wieder einleben ;)
Am Ende geht noch ein großes Dankeschön an alle, die mich dieses Jahr so toll unterstützt haben!

Dienstag, 16. Juli 2013

Der Schmetterling

„Essen, essen und noch mehr essen. Das machen Raupen den lieben, langen Tag. Bis sie irgendwann dick und kräftig genug sind und sich verpuppen. Dann nehmen sie während des ganzen Puppenstadiums überhaupt keine Nahrung mehr zu sich, sie „fasten“ praktisch. Manchmal dauert das nur eine Woche, manchmal aber auch bis zu vier. Und am Ende, wenn die Phase des Essens und die der Verpuppung vorbei sind, schlüpft ein schöner, eleganter Schmetterling aus dem Kokon und breitet langsam seine Flügel aus, um davon zu fliegen.“
Diese Worte folgten auf meine Frage „Und warum genau fastet ihr Muslime jetzt eigentlich, mal abgesehen davon, dass der Koran es vorschreibt?“, die ich einem guten Kollegen vor einer Weile gestellt habe. Und sie haben mich ganz schön zum Nachdenken angeregt. Am letzten Dienstag hat hier nämlich der Ramadan, der Fastenmonat der Muslime, begonnen. Das heißt, dass 30 Tage lang Muslime in aller Welt von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen, noch trinken, noch rauchen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr alle schon davon gehört habt. Auf jeden Fall habe ich mich dazu entschlossen, mitzufasten. Erst wollte ich ja eigentlich nur so ein, zwei Tage lang probieren, ob ich genug Willen und Disziplin habe, um es durchzuhalten. Mittlerweile ist schon eine Woche daraus geworden und ich möchte unbedingt weiter machen. Am ersten Fastentag habe ich noch mit ungestilltem Appetit und Durst gekämpft, aber beides war schon am zweiten Tag überhaupt kein Problem mehr. Es ist nämlich gar nicht so schwer, wie ich es mir vorgestellt habe. Das Einzige, was wirklich nervt, ist, dass ich langsam merke, wie ich meinen Elan und meine Energie verliere. Ich brauche mehr Schlaf als vorher und habe ständig das Gefühl, mich kurz ausruhen zu müssen.
Im Libanon beginnt das Fasten jeden Tag so um ca. 4 Uhr morgens. Viele stehen deshalb um 3 Uhr nachts auf, um noch schnell etwas Kleines zu essen, zu trinken oder zu beten. Bei mir gewinnt jede Nacht auf’s Neue die Müdigkeit und ich trinke nur schnell ein Glas Wasser, was immer griffbereit neben dem Bett steht. Abends um  ca. 20.15 wird dann das Fasten gebrochen, traditionell mit einer Dattel. Das ist der mit Abstand tollste Moment des Tages. Schon früh morgens wenn ich aufstehe, freue ich mich darauf. Wenn wir so kurz nach 20 Uhr mit unserer Arbeit fertig sind, beginnt in der Küche und auf der Terrasse schon ein reges Treiben. Alle helfen mit, das Essen in das gute Geschirr, was sonst nur zu besonderen Anlässen genutzt wird, einzufüllen; den Tisch zu decken; Saft einzufüllen und alles schön herzurichten. Aber sobald das erste „Allahuakbar“ („Gott ist groß“) ertönt, welches das Abendgebet einläutet, wird es langsam ruhig. Jeder dankt im Stillen für das gegebene Essen und bricht das Fasten mit einer Dattel. Danach gibt es immer einen Teller Suppe, bevor wir uns über leckere, typisch libanesische Speisen hermachen. Normalerweise reicht mir schon ein Teller und ich bin pappe satt. Außerdem muss immer ein bisschen Platz für das Obst, das Dessert und meinen geliebten arabischen Kaffee im Magen bleiben, welche am späten Abend noch folgen. Bevor es dann irgendwann nach einem Abend voller guter Gespräche und leckerem Essens ins Bett geht, stehen erst alle nochmal in der Küche vor dem Wasserspender Schlange. Schließlich ist es wichtig, aufzupassen, genügend zu trinken, sonst kann man sich am nächsten Fastentag auf Kopfschmerzen einstellen.
Ich kann euch sagen, ich liebe diese Abende eines jeden Fastentages. Es ist so schön, mit allen zusammen draußen zu sitzen und gemeinsam das Fasten zu brechen. Und jeden Abend denke ich, dass mir eine Mahlzeit nie besser geschmeckt hat als in diesem Moment. Das Fasten lehrt mich nicht in erster Linie zu verzichten, sondern zu genießen und über die Erfahrung bin ich wirklich froh. Nebenbei lerne ich auch noch, ein bisschen libanesisch zu kochen. Wir bereiten das Essen immer schon in unserer Mittagspause vor und zaubern dabei die leckersten Salate, Fleischgerichte und Desserts. Ich versuche, mir die Rezepte gut einzuprägen, damit ich meine Freunde und Familie in Deutschland dann damit bekochen kann :)


Ich würde so gern noch Bilder hochladen, in letzter Zeit habe ich so viele Schöne gemacht. Aber leider ist unser Internet viel zu langsam, die letzte Woche hat es gar nicht funktioniert. Ihr müsst also noch 3 Wochen warten, dann lade ich die Bilder von Deutschland aus hoch.