Sonntag, 18. November 2012

Ashura

Am Donnerstag war hier im Libanon schiitischer Feiertag und die Schule blieb geschlossen. Klar, dass die Schüler und meisten Lehrer das alle cool fanden, obwohl der Anlass für diesen Feiertag eigentlich eher ein trauriger ist.
Im schiitischen Islam geht man davon aus, dass Muhammed seinen Schwiegersohn und Vetter Ali als seinen Nachfolger bestimmt hat. Ali gilt bei den Schiiten also als 1. Imam. Diese Überzeugung hat übrigens zur Spaltung des Islam geführt, denn Sunniten glauben nicht an diese Nachfolgeregelung. 
Nachdem Ali im Jahr 661 aber ermordet wurde, wurde sein erstgeborener Sohn Hassan sein Nachfolger und 2. Imam. Und nach dessen Tod wiederum wurde sein Bruder Husain zum nächsten Nachfolger Muhammeds, zum 3. Imam ernannt und übernahm die Führung der Schiiten. 
Im Jahr 680 nach unserer Zeitrechnung kämpfte Imam Husain im Irak mit seinen Anhängern in der Schlacht von Kerbela gegen die Umayyaden. Für Husain und sein Heer war der Kampf aber aussichtslos, denn mit einer Truppenstärke von nur rund 70 Mann waren sie den Umayyaden mit rund 4000 Mann deutlich unterlegen und wurden regelrecht niedergemetzelt. In der Schlacht fielen Husain, der Sohn Alis und Enkel Muhammeds, sowie fast alle männlichen Verwandten. 
Diesem tragischen Ereignis gedenken die Schiiten nun jedes Jahr in 10-tägigen Trauerritualen. Diese finden immer an den ersten 10 Tagen des islamischen Monats Muharram, der auch Trauermonat genannt wird, statt. Ihren Höhepunkt und Abschluss finden die Rituale am 10. Tag, dem Aschura. Letzten Donnerstag war der Beginn der Trauerzeit. Seitdem kleiden sich die schiitischen Muslime nur in schwarz, im Fernsehen gibt es Ansprachen von Hassan Nasrallah (Führer der Hizbollah) zu dem Thema zu sehen, und auch Bilder von Selbstgeißelungen und weinenden Schiiten werden gezeigt. 
So, jetzt wisst ihr ein bisschen über die Hintergründe des Feiertages Bescheid, ich hoffe, das hat euch nicht allzu sehr gelangweilt ;) Ich weiß, das mit den Imamen und so ist bisschen kompliziert zu verstehen.
Aber was hab ich an dem Tag gemacht? Ich war in den wunderschönen Bergen des Libanon unterwegs! Unsere Chefin, Doktora, hat nämlich die ganze Residence, also Schüler und Betreuer zu sich nach Hause zu einem kleinen Picknick eingeladen. Und es war wirklich ein toller Ausflug. Die Landschaft des Libanon ist einfach sooo schön, das kann ich gar nicht oft genug erzählen. Und ich beneide  Doktora wirklich um den Ausblick, den sie von ihrem Balkon aus hat. Und ich habe dort den ehemaligen Innenminister des Libanon getroffen, der ist nämlich Doktoras Mann :) 
Abend waren wir dann noch mit den Schülern auf dem nahe gelegenen Pferdehof, einige haben sich sogar getraut, selbst zu reiten. Alles in allem war das so ein richtig schöner Tag, obwohl er sogar nicht dem eigentlichen Sinn des Feiertags entsprochen hat.  

Das ist doch 'ne schöne Aussicht, oder?

Mit Dr. Merhej, dummerweise gibt's kein Foto, auf dem wir alle ordentlich gucken ;)


Nathalie und Daniah, 2 der Schülerinnen 

Wenn die Schüler etwas so richtig lieben, dann ist es Tanzen. Immer und überall :)





Keine Kommentare: