Montag, 6. Mai 2013

Kunzingers und Schmidts mischen den Libanon auf

Die letzte Woche war mit Abstand die schönste während meiner bisherigen Zeit hier im Libanon. Denn ich hatte endlich Besuch aus Deutschland, genauer gesagt aus Ullersdorf! Mutti, Vati und unsere Lieblingsnachbarn, Familie Schmidt, sind Samstagmorgen um 3 Uhr auf dem Beiruter Flughafen gelandet, um den Libanon ein bisschen aufzumischen ;) Und während die 5 alle Pass- und Sicherheitskontrollen durchliefen, stand ich ganz aufgeregt hinter den Sicherheitsabsperrungen im Ankunftsterminal und kämpfte mit meiner Ungeduld. Bis ich dann eeendlich das suchende Gesicht meiner Mutti gesehen habe, die mich unter all den anderen Wartenden nicht gleich entdeckt hat. Ich glaube, ihr könnt Euch vorstellen, wie groß die Wiedersehensfreude bei uns allen war. ;)
Jetzt mussten wir natürlich erst mal zum Hotel kommen. Das ging leider nur mit zwei Taxis, da wir 6 Personen mit all den Koffern nun doch ein bisschen zu viel für ein Taxi waren. Und so wurde schon die erste Taxifahrt im Libanon für meine Familie ein Erlebnis. Beide Taxifahrer waren Raser und man hat sich mehr an ein Autorennen als eine normale Taxifahrt erinnert gefühlt. Noch dazu haben sich die beiden Taxis verloren und besonders meine Mutti hat sich ein bisschen Sorgen um Schmidts gemacht, die allein in einem Taxi saßen und kein Wort Arabisch konnten. Auf meinen nicht wirklich ernst sondern eher lustig gemeinten Spruch "Naja, hoffentlich werden sie nicht entführt...", sind ihr auch ganz kurz die Gesichtszüge entgleist, bevor sie lachen konnte :) Am Ende haben's aber natürlich beide Taxis zum Hotel geschafft. Dort haben wir dann noch bis um 5 Uhr morgens gequatscht, bis wir alle ziemlich müde in unsere Betten gefallen sind. So gegen um 11 haben wir es dann auch raus aus unseren Betten geschafft und haben den Tag mit einem leckeren, libanesischem Frühstück eingeläutet. Es gab frischgepressten Orangensaft mit "Manouché", das ist so was Fladenbrot- und Pizza-ähnliches, was mit Käse, Thymian & Olivenöl, Quark oder einer Tomatenpaste bestrichen wird. Auf jeden Fall ist es sehr lecker :)
Und danach begann gleich eine kleine Stadtführung in Beirut. Wir haben Downtown abgeklappert, also das Nobelviertel mit all den tollen Designerläden was an allen Enden von Soldaten bewacht wird, standen vorm Parlament, waren in der Rafiq-Hariri-Moschee und am Grab des ehemaligen Premierministers, und natürlich sind wir auch am Meer entlang spaziert, vorbei am Yachthafen und dem Wahrzeichen Beiruts, der Raouché. Die Raouché ist der weltweit größte im Meer aufragende Felsen und sieht noch dazu auch wirklich schön aus. Da Schmidts und Kunzingers aus Deutschland gutes Wetter mitgebracht hatten, war es so heiß, dass wir zwischendurch Pause im Café machen mussten. Den Tag haben wir dann am "weißen Strand" von Beirut ausklingen lassen. Dummerweise ist das ein öffentlicher Strand und es ist nicht so gut angesehen, wenn Frauen im Bikini schwimmen gehen. Ganz schön ungerecht ist das. Naja, da sind Marion, Anne und ich dann eben in Sachen baden gegangen. Es war zwar schön erfrischend, aber habt ihr mal probiert, mit Sachen zu schwimmen? Das macht sich gar nicht...
Sonntag waren wir dann in meiner Schule und auf dem lauten, überfüllten Sonntagsmarkt. Und abends waren wir richtig typisch libanesisch Essen. Mit allem, was dazu gehört. Und das heißt, dass alle wenigstens einmal Wasserpfeife rauchen mussten. Es wurde ein sehr lustiger Abend, denn nicht alle haben das Shisharauchen gleich hinbekommen und da musste erst mal viel geübt werden ;) Aber irgendwie haben doch alle Gefallen am Rauchen gefunden, selbst die striktesten Nichtraucher unter uns, und so wurde die Shisha während unserer Woche zu einer Art treuem Freund. Schmidts haben sogar eine als Souvenir mitgenommen und ich wette, Vati hat unsere Shisha schon aus dem Keller geholt und in seine Samstagabende vor dem Lagerfeuer integriert.
Für Montag hatten wir uns einen Kleinbus mit Fahrer gemietet, der uns in den Chouf, also die Zedernwälder gebracht hat. Da die Zedern nur in bergigen, hohen Gebieten wachsen, sind wir gleich noch Wandern gegangen. Ich dachte ja, dass ich mich hier im Libanon ein bisschen mit dem mir früher so verhassten Wandern angefreundet hätte. Aber in der Hitze war es doch recht mühsam. Dafür war ich abends glücklich, als ich gesehen habe, wie braun (teilweise auch rot) ich geworden bin :)
Dienstag ging es dann zur "Lady of Lebanon", der großen Marienstatue Harissa. Sie liegt auf einem Berg, sodass man mit einer Gondel hochfahren muss und dabei den genialen Ausblick auf Beirut, Jounieh und das Meer genießen kann. Später ging es dann weiter nach Byblos, wo wir Ruinen (unter anderem ein recht kleines, niedliches Amphitheater), Fischfossilien, die historischen Märkte und den kleinen Hafen besichtigt haben. Und in Byblos haben wir dann auch endlich einen super Touristenstrand gefunden, wo man ohne Bedenken baden gehen konnte.
Mittwoch wurden wir eingeladen, an einem kleinen Ausflug mit einigen Betreuern und einem Schüler meiner Schule mitzufahren. Und so sind wir in die Berge gefahren, wo wir die Seele baumeln lassen konnten und so richtig entspannt haben. Und als einer unserer Fahrer noch 2 Wasserpfeifen besorgt hat, war die Freude groß. Noch besser wurde es, als alle anfingen zu tanzen. Nachdem wir beim libanesischen Volkstanz zugeschaut hatten, haben Mutti und Vati und Diethelm und Marion dann noch deutsche Standardtänze vorgeführt. Selbst eine Runde Limbo wurde getanzt. Nach dem ausgelassenen und fröhlichen Tanzen und Rauchen ging es zu Kaffee und Kuchen zu meiner Chefin. Sie hatte extra deutschen Apfelkuchen gebacken und der war köstlich!
Ohje...ich hab schon so viel geschrieben. Da versuch ich jetzt mal, mich bisschen kürzer zu fassen. Donnerstag waren wir dann noch in einer Grotte und in einem voll interessanten Museum der Hizbollah. Dort wird erklärt, wie sich der libanesische Widerstand gegen Israel geformt hat und man kann noch Waffen, Panzer und Bunker vom Krieg 2006 anschauen. Außerdem werden dort Kriegsstrategien und Strukturen der israelischen Armee aufgezeigt- ganz zum Ärger Israels natürlich. Aber man muss die Sache halt auch ein bisschen kritisch betrachten, denn die Hizbollah nutzt das Museum auch als Propagandamittel.
Freitag waren wir dann noch ein bisschen in der Stadt bevor es um Mitternacht zurück zum Flughafen ging und wir Abschied nehmen mussten. Vorher hatte ich passenderweise noch ein kleines Chaos im Bad angerichtet. Das Rohr unter dem Waschbecken ist nämlich abgefallen als ich dran gestoßen bin und  so durfte Vati nochmal als Klempner und Putzfrau ran ;) So verflog aber auch die erste gedrückte Stimmung, bis es dann wirklich hieß Abschied nehmen und nun alle traurig waren. Das war richtig doof. Wir hatten alle eine richtig schöne und lustige Woche und ich habe gemerkt, dass mir hier im Libanon eigentlich nix fehlt außer meiner Familie und meinen Freunden. Um kurz nach 12 haben wir uns dann also verabschiedet und sind in unterschiedliche Richtungen gegangen. Meine Eltern und Schmidts zu ihrem Terminal auf dem Flughafen, von wo aus sie nach Deutschland geflogen sind und ich bin zurück zum Hotel gefahren und habe dort noch eine Nacht allein verbracht. Es war echt ein schöner Urlaub und liebe Mutti, lieber Vati, lieber Diethelm, liebe Marion und liebe Anne, ich freu mich wenn ihr mich mal wieder besuchen kommt. Das nächste Mal dann ja vielleicht in Kuba, der Mongolei oder im Iran ;)







Siham und ich vor dem Märtyrerdenkmal im Hizbollah-Museum

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