Hinter mir liegt eine richtig coole Woche, in
der ich so einiges erlebt habe. Von besetzten Häusern ging es in eine Kirche und in ein Luxushotel, von der
Stadtführung zum Galadinner und zu einer Hausparty. Aber erst mal eins nach dem
andern…
Letztes Wochenende war ich mit einem Kollegen unterwegs und er hat mir eine Stadtführung durch Beirut gegeben. Erst dachte ich, dass es ziemlich langweilig werden würde, weil ich Beirut mittlerweile nun doch selber schon ganz gut kenne. Pustekuchen! Ich habe einige Teile von Beirut nochmal ganz neu kennen gelernt. Die meisten Bauten hier sind alle ziemlich neu, einerseits weil im Krieg so viel zerstört wurde und danach neu aufgebaut wurde, andererseits weil das Land generell in einem ziemlichen Bauwahn zu stecken scheint und alles neu und modern sein muss. Von daher gibt es hier zum Beispiel auch keine wirkliche Altstadt. Nur ein Viertel gibt es noch, dass noch im „alten Stil“, wie man hier sagt, erhalten ist. Und genau dort waren wir. Leider stehen viele Gebäude dort leer und niemand kümmert sich darum, sie zu erhalten. Und so verwahrlosen sie vor sich hin. Das Flair ist trotzdem noch erhalten und wenn man dort durch die Straßen läuft, fühlt man sich um 100 Jahre in der Zeit versetzt. Einige der leerstehenden Häuser wurden auch durch Künstler und Studenten besetzt und ich war erstaunt, wie cool die sich dort eingerichtet haben. Gleich das erste Haus, in dem wir waren, hat mich total begeistert. Im Keller hatte sich jemand ein kleines Fotostudio eingerichtet, das gesamte Erdgeschoss war ein einziger riesiger Aufenthaltsraum, im 1. Stock gab es ein richtiges kleines Tanzstudio und ein Büro für Architekturstudenten und im obersten Stock hat sich jemand eingerichtet, um dauerhaft dort zu leben. Das schönste aber waren die Dachterrasse und der Garten. Der Blick vom Dach aus war richtig toll, auf der einen Seite hatte man einen super Blick aufs Meer, auf der anderen konnte man die Bauten Beiruts bestaunen. Und im Garten waren gerade 5 Leute am Boden umgraben und pflanzen, während drum herum gefeiert und gegessen wurde. Und selbst in den kleinsten, hintersten Winkeln des Hauses gab es noch etwas zu bestaunen. Mal waren es Antiquitäten, mal wunderschöne Gemälde und mal die Leute dort an sich. Will man junge und kreative Leute treffen, ist das Viertel wirklich ideal.
An dem Tag habe ich auch noch sooo leckeren Kaffee im ältesten Kaffeehaus der Stadt getrunken, Superhelden im Marvel-Museum bewundert und mich mitten in einer Kirche ins Gras gelegt. Wie das geht, mitten in einer Kirche? Naja, die Kirche war schon recht alt, ich glaube sie wurde so Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut. Irgendwann muss irgendjemand irgendwie das Dach dieser Kirche entfernt haben und die gesamte Inneneinrichtung mitgenommen haben, so das heute nur noch die Kirchmauern stehen und innen Gras wächst. Eigentlich war die Kirche eingezäunt, aber sie sah so faszinierend aus, mit dem wuchernden, märchenhaften Garten innen drin und drum herum, dass wir einfach über den Zaun klettern mussten um im Innern der Kirche kurz Pause zu machen. Abends bin ich dann noch mit Siham und einer Kollegin weggegangen und wir haben das Wochenende in einem echt lustigen Mädelsabend ausklingen lassen.
Am Montag gab es dann noch eine kleine
Überraschung für mich. Mir wurde gesagt, dass ich am Mittwoch zu einem
Galadinner im 4-Jahreszeiten-Hotel am Yachthafen in Beirut gehen würde. Das
Galadinner wurde von der Dirkektorin unserer Schule ausgerichtet und dazu waren
„die Reichen und Schönen“ des Libanon eingeladen. Das Ganze war dazu da, um
Spenden für unsere Schule einzusammeln. Dummerweise hatte ich nicht grad zufällig
ein elegantes Kleid und hübsche Pumps im Schrank, also musste ich Dienstag noch
schnell nach der Arbeit los ein Kleid, Schuhe und Schmuck shoppen. Und nachdem
ich dann am Mittwoch noch beim Friseur war, um meine Haare ein bisschen
zurechtschneiden zu lassen, ging es am Abend los zu der mit Abstand luxuriösesten Veranstaltung
meines Lebens. Unter den Gästen waren ein paar Minister des Libanon,
Botschafter oder Vertreter von Botschaften, Unternehmer und und und, kurz gesagt, Leute mit
Namen und Geld. Ich fand es faszinierend, so viel Reichtum versammelt zu sehen. Aber ich fand es auch bisschen erschreckend. Einige Leute dort waren echt nett, aber andere wiederum haben wohl vergessen, wie man Leute, die nicht aus der
eigenen Gesellschaftsschicht stammen, begrüßt oder behandelt. Lustig wurde es
dann aber beim Essen. Nachdem ich kurz beobachtet habe, wie man möglichst
elegant isst, habe ich mir ein Brötchen
genommen und mit beiden Händen in mich rein gemampft ;) Beim folgenden
3-Gänge-Menü habe ich mir dann aber auch ein bisschen Mühe gegeben, beim Essen
gut auszusehen. Unterhalten wurden wir durch Geigenspieler, die zwischen den
Tischen herumgelaufen sind und später noch durch die berühmtesten Comedians des
Landes. Mein persönlicher Höhepunkt des Abends war eine Auktion, während der
für ein paar tausend Dollar Handtaschen, Bilder und Teppiche versteigert
wurden. Mir sind fast die Ohren abgefallen, als ich die Gebote gehört habe, von
so viel Geld kann man monatelang gut leben! Mein Tiefpunkt des Abends war aber die
Begegnung mit meinem libanesischen Zahnarzt. Vor ein paar Monaten hatte ich
Zahnschmerzen, weil mein letzter Weisheitszahn langsam durchkommt und bin zum
Zahnarzt gegangen. Dieser hatte mir noch vor der Behandlung angeboten, doch
auch mal seine Söhne kennen zu lernen. Auf jeden Fall konnte er den
Weisheitszahn damals noch nicht ziehen und hat mir stattdessen gesagt, ich
solle einmal pro Monat vorbei kommen und dann würde er den Zahn irgendwann
ziehen. Natürlich bin ich nicht gegangen, weil Zahnarztbesuche mir immer noch
Angst machen und die Zahnschmerzen nach einer Weile verschwunden sind. Ich
konnte ja auch nicht damit rechnen, ihn nochmal wieder zu treffen und dann auch
noch auf dem Galadinner. Er hat mir dann eine kleine, aber lieb gemeinte Standpauke
gehalten und mir nahe gelegt, auf jeden Fall bald zur Durchsicht zu kommen. Na
mal sehen was daraus wird.
Der Abend ging auf jeden Fall recht schnell
vorbei und ich war nicht böse darüber. Das war nicht wirklich was für mich, mir hat der Flair gefehlt, die Leute hatten Geld aber teilweise
schien es nicht, als ob sie auch genauso viel Charakter hätten. Ich bevorzuge
auf jeden Fall eine Party mit meinen Freunden, wo ich einfach locker Spaß haben kann. Und genau den Spaß hatte ich dann
am Freitagabend mit Siham auf einer Party, die so gar nicht wie das Galadinner
war. Wir waren bei einem Freund zur Hausparty eingeladen und haben ausgelassen
gefeiert. Es waren Leute aus Frankreich, Kanada, dem Iran, Libanon und Deutschland
da und es war einfach super. Wir haben Raclette gemacht und nachher gab es noch
Schokofundu und Kuchen, den wir gleich so alle zusammen von der Platte gegessen
haben. Als Nachtisch nach dem Nachtisch wurde dann der Martini und Vodka
geöffnet und wir haben getanzt, bis wir nicht mehr konnten und uns kurz auf dem
Balkon an der frischen Luft ausruhen mussten. Siham und ich sind erst und 5 Uhr
wieder zurück in der Schule gewesen und hatten ziemliches Glück, dass wir noch
rein gekommen sind und uns trotzdem niemand beim so späten Heimkommen erwischt hat. Dummerweise habe ich dieses Wochenende Schicht und musste um
kurz nach 8 schon wieder raus, aber ich hatte Glück und meine Arbeit war
entspannt. Gestern, also Samstagabend, waren wir nochmal mit ein paar
Leuten etwas trinken, die auch mit auf der Party waren. Es wurde wieder eine
richtig gute Nacht, im Pub wurde arabische Livemusik gespielt und nicht Wenige
tanzten auf den Tischen. Ich habe mir aber vorgenommen, heute gleich nach der Schicht
ins Bett zu gehen, damit ich meinen Schülern morgen früh nicht erklären muss,
warum ich so müde bin.
Diesmal gibt es leider nicht so viele Bilder,
weil meine Kamera gerade ein bisschen spinnt. Aber Fantasie ist ja auch was
Schönes und da könnt ihr einfach ein bisschen eure Vorstellungskraft trainieren
;) Ich wünsche Euch eine echt schöne Woche!
Die beiden Männer sind Comedians. Und auch wenn sie so bekannt sein sollen, kannte ich sie nicht.
Und jetzt die Bilder von der Hausparty:
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